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Der Henker kommt Punkt Mitternacht

Deniz Ramondo

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Der Henker kommt Punkt Mitternacht



Am späten Abend des 21. Mai 1958, die Uhr schlug gerade 23 Uhr vom Kirchturm des kleinen Städtchens Everthing, da fuhr in rasendem Tempo trotz dichtem Nebel, eine große schwarze Limousine die schmale Straße zum Zuchthaus von Everthing, auf der englischen Insel Ligton. In dem Wagen saß ein Mann, dessen Blicke schauderhaft waren. Seine Augen starrten regungslos in die Nacht. Als die schwarze Limousine das Gefängnis erreichte, öffnete sich das große Tore des Zuchthauses und der dunkle Wagen fuhr hinter die hohen Mauern des Zuchthaushofes. Der in schwarzer Kleidung und mit einem Umhang eingehüllte Herr, stieg aus seinem Auto und nahm einen großen schwarzen Koffer aus dem Kofferraum seines Wagens. Er ging ein paar Schritte, blieb dann stehen und blickte einige Momente zu den vergitterten Fenstern des großen Gebäudes. Er starte auf das Zellenfenster, von wo aus Licht schien. Alle anderen Zellen waren dunkel. Nach wenigen Sekunden erreichte er den Eingang zum Inneren des Zuchthausgebäudes. Er klopfte dreimal mit dem Haushammer an die schwere Eisentür. Wenige Augenblicke später, kamen drei uniformierte Zuchthauswärter ihm stumm mit versteinerten Mienen entgegen und ohne ein Wort zu sagen, nickten sie nur mit ihren Köpfen. Alles war so Gespenstig, dass alleine schon ihr Anblick nackte Angst einjagen könnte. Die dichten Nebelschwaden und das Kräksen der Nachvögel, gaben dem ganzen Spuk ein beklemmendes Gefühl des Ungemachs. Die vier Herren gingen schweigend und zu Boden blickend, langsam den schmalen Treppenaufgang zum zweiten Stock des Zuchthauses zu der Zelle, wo Licht brannte. Eine Totenstille lag über dem Zuchthaus, selbst die Schritte des Henkers und der drei Henkershelfer waren in der Stille der Nacht kaum hörbar. Als sie nach zwei Minuten vor der Zellentür standen, hämmerte einer der Wärter an die schwere Zellentür und öffnete sie mit einem großen Schlüssel. Fast zu Tode erschrocken, fuhr der Delinquent John Ginger im Halbschlaf von seiner Pritsche hoch, als er die Männer mit ihren versteinerten Mienen sah. Aus John Gingers Mund kam ein lang anhaltender grauenhafter Schrei, dass das Blut in den Adern gefrieren ließ. Der Henker sagte mit fester Stimme zu John Ginger: „John Ginger, es ist so weit, ich walte meines Amtes.“ Die drei Henkershelfer packten den völlig verstörten Mann, an den Armen, der immer wieder röchelnd rief: „Ich bin unschuldig, ich bin unschuldig… Seine Worte wurden immer schwächer bis er nur noch leise stöhnte. Jetzt erlosch das Licht in der Todeszelle. Der Schrei von John Ginger vor wenigen Sekunden, als er von seiner Pritsche hochfuhr, und die Henker vor ihm standen, das war kein Schrei eines Menschen der sich nur so erschreckt hatte. Das war ein Schrei des letzten Aufbäumens eines Menschen, der den sicheren Tode, der ihn in wenigen Minuten ereilen wird, direkt vor seinen Augen hatte, in Gestalt des Henkers, der ihm die Schlinge gleich um den Hals legte. Mit letzter Kraft versuchte John Ginger seinen letzten Gang würdig zu gehen. Nach einer Minute waren sie am Hinrichtungsort angekommen. John Ginger blickte mit den Augen eines vollkommen verzweifelten Menschen in die Augen seines Henkers und winselte um Gnade. Immer wieder sagte er mit schwerer kaum verständlicher Stimme: „Ich bin unschuldig, ich habe niemand umgebracht, ich bin unschuldig…Gnade…“ Doch der Henker gewährte ihm keine Gnade und band ihm den schweren Strick um den Hals und zog den Knoten des Henkersstricks bis zum Halsansatz leicht zu. Er legte seine Hand auf den Hebel, der die Fallklappe öffnet, so dass der Delinquent mit dem Strang nach unten stürzt und ihm dadurch das Genick gebrochen wird. Kreidebleich, am ganzen Körper zitternd, stand John Ginger auf der Falltüre und war in diesem Moment des Todes schon geistig und körperlich so geschwächt, dass er, was jetzt kommt, nicht mehr wahrnahm. „Haben Sie noch was zu sagen?“, fragte der Henker mit einer Stimme die John Ginger kaum noch vernahm. John Ginger war nicht mehr mächtig, seine Lippen zu bewegen, auch war es ihm nicht mehr möglich seinen Kopf zu bewegen, was als Antwort, „ja oder nein“ hätte gedeutet werden können. Jetzt brach er zusammen, so dass die Henkershelfer ihn stützen mussten. Sie hielten ihn nun ganz fest, so dass er aufrecht auf der Falltür stand, die sich gleich durch das Öffnen, ihn vom Leben zum Tod befördert. Nur noch eine Sekunde bis zum umbiegen des Todeshebel.
Da erklang eine laute Stimme eines Mannes: „Stopp, stopp, haltet ein.“ Der Henker hielt inne. Ein Mann der kaum noch Luft bekam, schrie immer wieder stopp, die Hinrichtung ist aufgeschoben. Direktor Gordon Miller, konnte kaum noch atmen. Er war die 100 Meter bis zur Hinrichtungszelle schreiend mit rasender Geschwindigkeit gerannt und konnte so die Hinrichtung verhindern, was von höchster Stelle vor wenigen Sekunden angeordnet wurde.

Minuten später brachte man John Ginger in seine Zelle zurück. Man musste ihn auf einer Bahre zur Zelle tragen, denn er konnte nach diesem furchtbaren Erlebnis nicht mehr gehen und war nicht mehr fähig, klare Gedanken zu fassen. Er lag auf seiner Zellenpritsche und zitterte trotz Decke ohne Unterlass, als würde er nackt auf einem Eisklotz liegen. Durch den Schock von vorhin, als er seinem Henker in die Augen sah und der grauenhafte Tod ihn schon am Halse packte, war nichts mehr an ihm was noch lebte. Es dauerte eine halbe Stunde, bis er allmählich wahrnahm, dass er noch lebt. Immer noch in einer Schockphase, wühlten ihn Stimmengewirr auf, die wohl seine Angstzustände ihm einflössten. In kurzen Momenten erfasste er die Realität und war sich bewusst, dass er wieder in seiner Zelle war und die Stimmen vom Zuchthaushof durch die Nacht erschalten. Es waren die Stimmen der eilends herbeigeeilten Gerichtsbedienstete, die den Fall John Ginger besprechen wollten. Von seiner Zelle aus konnte er den Zuchthaushof einsehen, aber er war jetzt in diesem Zustand nicht in der Lage, sich von seiner Pritsche zu erheben, um dem nächtlichen Geschehen zu folgen. Wenige Minuten später kam ihm wieder das soeben furchtbare Erlebnis wie ein grauenhafter Film ins Bewusstsein und er sah alles wieder vor sich, wie er von den Zuchthauswärtern unsanft gepackt wurde, die ihm zum Schafott schleppten...
In dieser Nacht war es für John Ginger nicht möglich ein Auge zu schließen. Das Unmenschliche was er in dieser Nacht durchmachte, war so erschütternd, dass er am frühen Morgen ins Krankenhaus gebracht werden musste. Er bekam eine Beruhigungsspritze die ihn bis zum Mittag schlafend machte. Wiederholt schrie er immer wieder wie in Trance: „Ich bin unschuldig, ich habe Mary nicht umgebracht ich habe sie geliebt, ich bin unschuldig.“

Schwester Beatrice rief den Arzt, der bald ins Krankenzimmer von John Ginger kam, dass von vier Polizisten bewacht wurde.
Zwei Tage war John Ginger in diesem bedenklichen Zustand. Inzwischen wurde der neue Hinrichtungstermin geplant. Und schon einen Tag später wurde der 27. Mai 1958 als Hinrichtungstermin festgesetzt. John Gingers Anwalt Clark Gamble, protestierte aufs heftigste. Er hatte eine neue Spur aufgenommen, die zwar die Hinrichtung in letzter Sekunde stoppen konnte, aber wie sollte er der viel versprechenden Spur nachgehen, wenn ihm zuwenig Zeit bleibt, durch die neue Spur zu beweisen, dass John Ginger unschuldig ist. So kam es nach heftigen Auseinandersetzungen mit der Staatsanwaltschaft, zu einer Vereinbarung, dass Clark Gamble 4 Wochen Zeit hat, seiner neuen Spur nachzugehen.

Warum sollte John Ginger den Tod durch den Strang sterben?

Am 12. Juli 1956, wurde Mary Woods bestialisch ermordet. An diesem Abend hatte sich der damals 26-jährige John Ginger in seiner Wohnung sich mit seiner 22-jährigen Verlobten, Mary Woods heftig gestritten. John warf ihr vor, sie würde ihn mit Hector Befelth, ein Schulfreund von ihr, betrügen. Er hatte schon öfters Hector in Marys Nähe gesehen und glaubte, sie hätten was zusammen. Mary stritt es heftig ab und verließ darauf aufgebracht seine Wohnung. John war so wütend, dass er sich total betrank. Nach 3 Stunden kam Mary reumütig zurück, um sich bei ihm zu entschuldigen. Doch John war so stark alkoholisiert, dass er absolut nichts mehr mitbekam was um ihn geschah.
Mary blieb bei ihm, in der Hoffnung, dass er in der Nacht von seinem Rausch erwacht.

Am anderen Tag, als Johns Arbeitskollege Antony John zur Arbeit abholen wollte – sie fuhren immer gemeinsam mit Antonys Auto zur Arbeit – meldete sich John nicht, trotz wiederholtem Rufen und Klopfen. Antony ging zum Garten hinterm Haus und von dort aus in die Wohnung von John zu kommen, denn er machte sich Sorgen, es könnte was passiert sein. Denn John lag schon zweimal im Krankenhaus wegen Herzschwäche. Als Antony zur Hintertür kam, wunderte er sich, dass die Tür nur angelehnt war. Er rief nach John doch er meldete sich nicht. Antony ging in die Wohnung und sah das Entsetzliche. Auf dem Bett lag Johns Freundin mit Blut überströmt. John lag neben ihr und war ebenfalls mit Blut befleckt. Neben ihm lag ein großes Küchenmesser. Geschockt lief Antony zu Nachbarn und rief die Polizei. Wenige Minuten später waren die Polizei und die Mordkommission zur Stelle. John war nicht ansprechbar und hatte einen Alkoholspiegel, der fast einen Menschen töten kann.
Nach den gefundenen Spuren der Mordkommission, war John eindeutig der Mörder, denn auf dem Messer mit dem Mary mit 18 Stichen getötet wurde, waren seine Fingerspuren. Auch hatte er Hautpartikel von Mary unter den Fingernägel, die auf Kampfspuren hinwiesen, zumal Mary überall Kratzer hatte. Und Marys Blut klebte überall an John.
Als John Ginger im Gefängnis vernommen wurde, nach dem sein Alkoholrausch abgeklungen war, konnte er sich an nichts mehr erinnern, doch er stritt immer wieder ab, dass er seine Verlobte umgebracht hätte. Man warf ihm vor, seine Verlobte aus Eifersucht umgebracht zu haben und dann hätte er sich total betrunken.

Sein Anwalt Clark Gamble hatte schon seit längerem den Schulfreund von Mary Hector Befelth in Verdacht, denn dieser war so oft an Marys Grab gesehen worden. Und jedes Mal hatte er geweint. Als Clark Gamble ihn darauf ansprach, warum er so oft zum Grab von Mary geht, bekam er panische Angst und rannte davon. Clark Gamble ließ diese Spur nicht ruhen und rief ihn telefonisch mit verstellter Stimme an, er wüsste dass er, also Hector Befelth, der wahre Mörder von Mary sei. Clark Gamble erpresste ihn, aber nur zum Schein, auf 500 Pfund Sterling. Hector Befelth ging darauf ein und sie verabredeten einen Ort der Geldübergabe.
Clark Gamble verständigte sofort die Polizei. Vier Polizisten versteckten sich am Geldübergabeort der so gelegen war, dass Hector die Polizisten nicht sehen konnte. Als nun die Geldübergabe von Hector Befelth an Clark Gamble stattfinden sollte, zog Hector ein großes Messer und wollte auf Clark zustechen. Doch dieser war darauf vorbereitet und wich aus. Sofort griffen die vier Polizisten zu und nahmen in fest. Im Kreuzverhör gab er zu, dass er Mary erstochen hätte, weil sie nicht mit ihm schlafen wollte. Immer und immer, hätte er sie beobachtet, aber an diesem Abend, als er Mary aus der Wohnung von John Ginger weinend raus laufen sah, passte er sie ab. Sie sagte zu ihm, sie und John hätten mächtig gestritten. Dann gingen sie verschieden Wege.
Inzwischen wurde es dunkel und Hector ging zu dem kleinen Park und setzte sich auf eine Bank. Ständig musste er an Mary denken. Seine Gedanken an sie wurden immer stärker, dass er es ohne sie fast nicht mehr aushielt. Er musste sie unbedingt gefügig machen, koste es was es wolle.
Da kam Mary und ging zu Johns Wohnung. Sie schloss mit ihrem Schlüssel die Wohnungstür auf und sah mit entsetzen John wie tot auf dem Bett liegen. Sie glaubte, er hätte sich ihretwegen umgebracht. Doch dann merkte sie, dass er noch lebt und nur total betrunken war. Hector schlich sich unterdessen hinter das Haus und konnte von der Terrasse aus in die Wohnung von John sehen. Dort stand er schon oft und hatte durch das Fenster draußen im Dunkeln die beiden beobachtet, wie sie sich liebten. Seine Sehnsucht nach Mary wurde immer schlimmer. An diesem späten Abend, als er wieder durchs Fenster schaute, sah er John total besoffen auf dem Bett liegen und drumherum die leeren Schnapsflaschen. Mary versuchte ihn immer wieder mit allen Mitteln wach zu bekommen, sie wollte sich wieder mit ihm versöhnen, wegen dem Streit vor mehr als drei Stunden.
Doch was sie auch tat, John lag wie tot auf dem Bett und schnaufte nur noch. Mary sah die leeren Alkoholflaschen auf dem Boden liegen und merkte es auch an seiner mächtigen Alkoholfahne, dass er so schnell nicht wach wird. Hector nutzte die Gelegenheit und klopfte ans Terrassenfenster. Mary machte nichts ahnend die Tür auf, als sie Hector sah. Der Anblick von Mary machte ihn rasend vor Gefühlen zu ihr. Da wollte er sie küssen, aber sie werte sich heftig gegen sein Zudrängen und stieß ihn zurück. Das machte ihn so rasend, und als sie noch zu schreien anfing, nahm er ein Messer, das auf dem Tisch lag, und stach damit auf sie ein. Immer und immer wieder, bis sie tot umfiel. Um die Spuren zu verwischen, und den Mord auf John zu lenken, putzte er seine eigenen Handspuren am Messergriff ab. Er beugte die Leiche von Mary zu John hin, so konnte er mit Johns Fingernägel die Haut überall von Mary fest kratzen, so dass es aussah, als hätte zwischen John und Mary ein Kampf vor dem Tode von Mary stattgefunden.
Dann nahm er ein Tuch in seine Hand und presste den Griff des Messers John fest in seine rechte Hand, so dass das Tuch seine eigenen Abdrücke verhinderte. Dann ließ er das Messer aus der Hand von John zu Boden gleiten. Mit einem Tuch, träufelte er Marys Blut auf die Hände, auf das Messer und auf Johns Kleidung. John merkte von dem alle nichts. Jetzt verließ Hector durch die Terrassentür die Wohnung und verschwand in der Dunkelheit..
Hecktor wurde nach seinem Geständnis ins Zuchthaus gebracht.
Beinah wäre John Ginger unschuldig gehängt worden. Rechtsanwalt Clark Gamble, war von Anfang an überzeugt, dass sein Mandant kein Mörder ist und jemand anderes Mary umgebracht haben muss, was sich dann hinterher als richtig erwies. Aber die Spuren die Hector gelegt hatte, waren für die Polizei eindeutig der Beweis, dass es nur John Ginger gewesen sein kann.
Auf diese oder ähnliche Art wurden schon viele Unschuldige hingerichtet.

Alle Namen sind frei erfunden oder geändert. Übereinstimmungen sind rein zufällig und sind nicht gewollt und wären also rein zufällig!

Glauben Sie an alles was wahr ist

Euer Deniz Ramondo
 
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